Das legendäre Blatt L 1318

Blatt L 1318

Nahe Emmelsbüll in Nordfriesland steht ein wunderbares Häusle aufm Deich. Okay, Häusle sagen die Nordlichter wohl eher nicht dazu, aber das Objekt unseres November-Rituals ist damit ganz gut beschrieben: Kleines, wunderbar behagliches, rotgeklinkertes, reetgedecktes Ferienhaus. Aufm Deich steht‘s wirklich, genauer: Auf dem Gotteskoogdeich, ganz links oben in Deutschland. Deichlage ist auf dem flachen Land viel wert, denn das garantiert Weitblick – wenn es nicht gerade nieselt oder nebelt.

Der Gotteskoogdeich ist mir das erste Mal im Herbst 2002 begegnet, als mir im Studium das mittlerweile legendäre Blatt L 1318 zur Karteninterpretation vorgelegt wurde. Marschland galt es von der Geest zu unterscheiden, Schlaf- von Winterdeichen, Warften zu entdecken, Wehlen und natürlich das Watt.

Von der Schwiegermutter nach dem Inhalt meiner mitgebrachten Papprolle befragt, stellte sich beim Heimaturlaub raus, dass auch sie mit der darin eingerollten Gegend gut vertraut war: Schon mehrmals war sie im Wochenendhaus einer Lübecker Bekannten gewesen, just einen Daumenbreit außerhalb des Kartenausschnitts. Unsere erste Reise nach L 1318 ging dann auch auf ihre Rechnung…

KatzhörnSeitdem haben wir dort fast jeden November eine traditionelle Sowas-von-erholsam-Woche kurz vor dem Weihnachtstrubel verbracht. Radeln gegen Wind und Wetter. Lesen. Kaminfeuer. Filmgucken. Grünkohl mit Kohlwurst. Lesen. Ein Besuch bei Emil. Lesen. Sonnenuntergang am Südwesthörn gucken. Lesen. Mit der Bahn nach Sylt. Filmgucken. Hot Dog in Høyer. Lesen. Vögelgucken am Gotteskoogsee. Lesen. Kruschteln in der Alten Apotheke in Tønder. Lesen.

Das Häusle kann man übrigens mieten. Aber bitte nicht in der letzten Novemberwoche. Da wollen wir nämlich hin.